Eine gute Geschäftsführung ist in der Lage, Werte für das gesamte Unternehmen und seine Umwelt zu schaffen. Dies gelingt jedoch nur, wenn die Arbeit der Chefetage von der strategischen auf die operative Ebene übergeht. Wir haben Ihnen in diesem Beitrag fünf Bedingungen zusammengetragen, die in unseren Augen essenziell für wertschöpfende Arbeit eines Management Boards sind.
1. Struktur und Vorbereitung
Management Boards haben sich weiterentwickelt und sind generell heutzutage viel professioneller und besser vorbereitet als früher. Die Geschäftsführung ist nicht mehr nur namentlich auf dem Papier Geschäftsführung.
Im Gegensatz zu den „guten alten Zeiten“ sind Meetings der Geschäftsleitung heutzutage glücklicherweise wesentlich strukturierter. Das liegt beispielsweise an klarer definierten Sitzungs- und Entscheidungsstrukturen sowie an einer wesentlich verbesserten Organisation und der Top-Manager selbst. Führung und Management sind heute einfach präziser organisiert als früher und das Management ist besser auf seine Aufgaben vorbereitet.
Dennoch neigen viele Top-Manager dazu, einen folgenschweren Fehler zu begehen: Sie konzentrieren sich zu sehr auf nicht zielführende Diskussionen mit einem zu operativen Charakter. Der eigene operative Erfahrungsschatz rückt ins Zentrum der Betrachtungen, während die strategische Ebene, auf die sich die Manager eigentlich verstärkt fokussieren sollten, vernachlässigt wird.
Für nicht wenige klingt diese Herangehensweise plausibel, allerdings ist sie – je nach Ausprägung – im besten Fall der Grund für ergebnislose Sitzungen und im schlimmsten Fall ein Zeichen dafür, dass in der Geschäftsführung die falschen Manager die Geschicke des Unternehmens leiten.
Fazit: Das wertschöpfende Mitglied des Management Boards kommt penibel vorbereitet zu den Besprechungen und die Struktur der Besprechungen lädt zum strategischen Sparring mit den andern Top-Managern ein.
2. Zusammensetzung
Einerseits ist der vermehrte Einsatz von technisch geprägten Managern sicherlich für viele Unternehmen gesund. Vor allem, wenn man z.B. dadurch genauere Einblicke in wichtige Kernbereiche wie Digitalisierungsprozesse und die eigene Logistik gewinnen will. Andererseits kann diese Zusammensetzung des Management Boards aber auch dazu ermuntern, zu tief in das eigene Fachgebiet abzudriften. Dies birgt die Gefahr, die eigenen Kompetenzen zu überschätzen. Noch schlimmer: Je länger und tiefer die Geschäftsführung in technische Details eintaucht, umso größer ist die Gefahr, gänzlich von der strategischen Ebene abzukommen und Zeit des gesamten Management Boards zu vergeuden.
Kurz gesagt: Die zusätzliche Bestückung der Chefetage mit technischen Top-Managern ist eine positive, erfrischende Tendenz. Allerdings mit dem nicht zu vernachlässigenden Risiko, sich zu sehr auf kurzfristige Entwicklungen, statt auf strategische Elemente zu konzentrieren.
Die Entscheidung zur Aufnahme technischer Spezialisten in die Geschäftsführung muss also automatisch hohe Anforderungen an die Integrationsfähigkeit des Aspiranten stellen, um die richtige Gewichtung der Strategieebene gewährleisten zu können. Darüber hinaus setzt eine Aufnahme voraus, dass der Kandidat sich weit über sein eigenes Kompetenzgebiet mit dem Geschäftsumfang des Unternehmens auskennt und sich nicht nur auf sein eigenes Fachgebiet bezieht.
3. Chemie und Zusammenarbeit
Es mag offensichtlich erscheinen, doch dieser Punkt wird nach wie vor nicht selten unterschätzt. Selbstredend ist eine gute Chemie für die Zusammenarbeit in der Chefetage wichtig. Das Vertrauen innerhalb der eigenen Reihen und gegenseitige Akzeptanz sind Grundvoraussetzungen für einen offenen, vorurteilsfreien und konstruktiven Dialog – vor, während und nach den Sitzungen.
In modernen Gremien sind keine langen Monologe über die eigenen Erfahrungen der Mitglieder notwendig. Die Komplexität in modernen Unternehmen und der umgebenden Gesellschaft erfordert selten die Anwendung alter, bekannter Lösungswege oder wie Albert Einstein gerne zitiert wird:
„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Wenn man die Komplexität der tatsächlichen strategischen Herausforderungen nicht versteht, kann die eigene Erfahrung zum Hindernis werden. Offenheit und Zusammenarbeit sind zwingend notwendig, um neue und konstruktive Lösungen zu finden.
4. Informationen
Eine weitere kritische Herausforderung für die Geschäftsleitung ist der Informationsstand über das tägliche Management des Unternehmens. Es muss gewährleistet sein, dass alle Top-Manager über alle relevanten Gesichtspunkte in ausreichendem Maße informiert werden. Oftmals sind Grundlage für Sitzungen der Geschäftsführung kurze Managementberichte, die längst nicht alle Mitglieder zu Genüge aufklären. Dies kann zum einen aus schlechter Organisation resultieren. Zum anderen kann das Vorenthalten von Informationen selbstredend aus toxisch-strategischen Gründen entstehen. Beispielsweise, wenn das Gesamtbild des Unternehmens und seiner Herausforderungen nicht in Gänze offengelegt werden soll.
Um einseitige Informationsüberhänge zu vermeiden, kann die Rotation der eingebundenen Manager hilfreich sein. Wenn technische und funktionale Manger abwechselnd in Themen miteinbezogen werden, besteht die Möglichkeit, bei Meetings immer die relevanten Informationen zu präsentieren. Dies stellt allerdings auch Anforderungen an die Geschäftsführung. Zum einen erhält sie die Möglichkeit, den Funktionsverantwortlichen zuzuhören. Zum anderen ist es in einer solchen Organisationsstruktur wichtig, transparent zu agieren, um keinem der Mitglieder des Management Boards das Gefühl zu vermitteln, übergangen worden zu sein. Denn genau das soll vermieden werden.
5. Vertrauen, Offenheit und Dialog
Vertrauen und Offenheit sollten nicht bei der Organisationsstruktur und dem Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Ebenen vorhanden sein. Diese Eigenschaften sind essenziell für alle Mitglieder der Geschäftsleitung und sollten unter keinen Umständen leichtfertig vernachlässigt werden.
Denn: Wertschöpfung und Effizienz kommen nur mit der richtigen Mischung aus Professionalität, Erfahrung und Persönlichkeit zusammen mit dem aufrichtigen Wunsch aller Beteiligten nach Leistung und einem offenen und konstruktiven Dialog zustande.
Teilen Sie unsere Auffassungen zu einem wertschöpfenden Management Board? Kennen Sie weitere Eigenschaften, die wir noch nicht in unsere Liste aufgenommen haben? Wir freuen uns auf Ihre Anregungen!
Viel Erfolg und bis bald
Ihr Team von Dr. Maier + Partner
In diesem Text wird für die bessere Lesbarkeit nur die männliche Form verwendet. Die gewählten männlichen Formulierungen gelten uneingeschränkt auch für alle Geschlechter.